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Dorothea von Staden
Aus meinen Erinnerungen an Thailand

Unser Haus an der Windmill-Road

neu bearbeitet: FEB 2020

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Aber jetzt möchte ich erst von unserem Hause in Bangkok an der Windmill-Road sprechen. - Wenn ich an dieses Haus und an meine Jugend in Siam denke, ist es mir wie ein wunderbares Märchen, und noch jetzt als alte Frau empfinde ich eine schmerzhafte Sehnsucht nach dieser duft- und farbenreichen Welt.

Mein Stiefvater, gütiger als mancher rechte Vater, Hans Adolf Möller, war der Teilhaber der 1871 gegründeten Firma "Möller und Meissner". Von ihm schrieb der deutsche Konsul Dr. Stannius in einem Empfehlungsschreiben an das deutsche Konsulat in Singapore, wo ich vor meiner Abfahrt nach Hamburg mich vier Wochen aufhielt - wir hatten Freunde dort - "Einer der angesehensten Kaufleute unserer Kolonie". Mein Vater, meine Mutter und ich und später meine kleine Schwester - jetzt Frau Magdalene Kleinod in Hamburg - bewohnten ein massives steinernes Haus im chinesischen Stil an der Windmill-Road, die von einem Klong (Kanal) begrenzt war. Eine hohe, breite Mauer mit Toreingang und Glassplittern auf der Mauerkrone umschloß festungsartig das Grundstück mit dem Vorgarten, dem Haus, dem rückwärtigen großen Hofplatz, an dessen beiden Seiten sich die Dienerschaftsgebäude befanden. Links die siamesischen Bootsleute und Hassan, der Gärtner, der täglich mit einem weißen Fleck an der Stirn aus der Moschee zurückkam. Rechts die chinesische Dienerschaft, die Boys, der Kuli und der Koch und die Küche, das unantastbare Gebiet des Kochs. Unsere treue Menom, die Amme meiner Schwester, eine Siamesin, hatte ihren Schlafraum in der Nähe des Kinderzimmers.

Mit dem siamesischen Personal sprachen wir siamesisch, mit Hassan und den Chinesen malayisch. - Damals trugen die Chinesen noch den Zopf, und ich sehe sie noch auf niedrigen Hockern oder in der bekannten Hockstellung auf dem Hofplatz rechts sitzen, in einem Mantel von langem, schwarzem Haar, das der Frisör ihnen kämmte und am Ende des langen Zopfes schwarze Seidenstränge - wie Knopflochseide - einflocht. Dieses Bild pflegte ich mir von der steinernen Brücke anzusehen, die von der hinteren Veranda zu einem kleineren Haus führte, unserem Gästehaus. In den unteren Räumen des Wohnhauses wurden wegen etwaiger Schlangen nur die Baderäume benutzt, die durch eine Treppe mit den Schlafzimmern oben verbunden waren und an sehr heißen Tagen der große Mittelraum, nachdem man den steinernen Fußboden zur Kühlung mit Wasser übergossen hatte.

An der Hausfront führte eine breite, schön geschwungene Freitreppe zur überdachten oberen Veranda, die die ganze Breite des Hauses einnahm. Drei große Türen mündeten in das Mittelzimmer, und an dieses schloß sich die hintere, ebenfalls überdachte Veranda an, zu der wieder 3 Türen führten. An beiden Seiten des großen Mittelzimmers, das keine Fenster hatte, aber durch die Türen, die immer offen waren, reichlich Licht empfing, führten seitlich kleinere Türen in die anderen Zimmer (Schlafräume, Eßzimmer mit Pantry, Schulzimmer). Diese Räume hatten vergitterte Fenster ohne Glas, auch die 3 Zimmer des Gästehauses hatten die gleichen Fenster. Man konnte sie mit Laden verschließen, was aber wohl nur geschah, wenn wir verreisten oder bei einem Taifun, den ich einmal erlebte, wo sie noch mit breiten starken Eisenstangen verwahrt wurden.

Vom Gästehaus sah man in einen Palmenwald, in den man durch 2 kleinere Tore in der hinteren Mauer gelangen konnte. - Bei den Mahlzeiten hockte der Kuli auf der Veranda und brachte einen durchs Fenster geleiteten Strick, der vom Punkah (dem großen Fächer über dem Eßtisch) ausging, zur Kühlung in Bewegung. Im Garten hatten wir außer vielen Obstbäumen mehr als 100 Rosen, die damals eine Seltenheit waren, u. viele Blumen u. blühende Sträucher, eine duftende Pracht, füllten den Garten.

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